Lügen mit Vergnügen - Inga Dedekind
Autor: Inga Dedekind
Verlag: Selfpublisher
Seiten: 516
ISBN: 978-3982622217
⭐⭐⭐⭐⭐
Klappentext: Suchterkrankung vs. Familie
Von außen betrachtet wirkt das Leben der medikamentenabhängigen Altenpflegerin Carolin geradezu stinknormal: Sie ist verheiratet, Mutter eines kleinen Jungen und sie lebt mit ihrer Familie auf dem idyllischen Haarckehof.
Als Carolin von einer Kollegin beim Diebstahl erwischt wird, ist sie ihren Job los und um keine Lüge verlegen, dies vor ihrem Mann Holger zu verheimlichen. Nicht nur die dringende Suche nach neuen Medikamentenquellen reizt Carolins dünnes Nervenkostüm, auch missfällt ihr die neue Hofbewohnerin Nora.
Der unerwartete Tod eines Familienmitgliedes lässt Carolin vor ihrer Schuld fliehen und führt sie in die Abhängigkeit des alten Fritz, der ihre Pflegedienste in Anspruch nimmt. Trotz seiner Gebrechlichkeit brodelt unberechenbare Brutalität in ihm, die Carolin bald zu spüren bekommt.
Während Holger von dem gefährlichen Doppelleben seiner Frau nichts ahnt und von weiterem Nachwuchs träumt, entfernt sich Carolin emotional immer stärker von ihm. Auch die Beziehung zu ihrem Sohn erleidet eine schonungslose Belastungsprobe.
Dabei war alles mal ganz anders …
Die Autorin schafft in diesem Buch aus einem schrecklichen und leider auch viel öfter vorkommenden Krankheit/ Sucht eine Geschichte die einem sprachlos und nachdenklich zurücklässt.
Ein Thema welches oft totgeschwiegen wird und leider nicht so Public gemäht wird wie es eigentlich sollte. Mehr Aufklärung und Transparenz wäre also gut.
Dieses Buch hält einem vor Augen wie solch eine Krankheit ausgehen könnte. Wie schleichend diese Krankheit einem Menschen von innen heraus zerstört und wie schwer es ist eine solche Krankheit überhaupt zu entdecken geschweige denn selbst wahrzunehmen.
Während anfangs alles Friede Freude ist schafft die Autorin mit jedem Kapitel einem emotional so zu fangen und mit Caroline alle Höhen und Tiefen mitzuerleben. Es ist schwer viele Verhaltenspunkte von ihr nachzuvollziehen und obwohl sie mir ans Herz gewachsen ist hatte ich sehr häufig das Bedürfnis Caroline einfach nur wach zu rütteln.
Die kleinen Rückblicke in Carolines Vergangenheit, wie sie ihr Leben mit Holger aufgebaut hat schafft nochmal eine viel emotionalere Tiefe zu ihr und zu der Geschichte.
Der Schreibstil ist wie in Band eins sehr flüssig und leicht zu lesen.
Ihr Schreibstil ist von Anfang an sehr anziehend und fesselnd.
Das Ende hat mich derbe geschockt und traurig zurückgelassen. Es bietet so viel Freiraum für seine eigenen Gedanken zu diesem Thema. Und ich sehe diese Krankheit dadurch nun viel präsenter.
Definitiv braucht das Buch eine Triggerwarnung und ist nichts für schwache Nerven. Es nimmt einen sehr doll mit. Dennoch hat das Buch meine Empfehlung verdient!